zum Begriff der Aura


Das Gestische bezeichnet eine Intensivierung des direkten Bezuges zum Produzenten, Betonung des Einmaligen, Nähe, der Rezipient ist imaginärer Beteiligter an einem Handlungsakt. Damit Zentrum dessen, was als "Aura" benannt wird.

Aber auch das Gegenteil: Fehlen des Gestischen verstärkt den Charakter des Übernatürlichen, Es ist das Urphänomen, dass alles, was unbekannt ist auch in die Nähe einer imaginären Gottheit gerückt erscheint. Es hat den Charakter des "Wahren", des nicht Gemachten sondern des immer schon Seienden. Beispiele des Fehlens des Gestischen: Computerausdruck, Fernsehen, das diaphane Licht hier und bei den Glasfenstern der Gotik. Auch das Fehlen der gest. DT. hat auratischen Charakter: Eben in der Erscheinung transzendenter Wirkungen, die auf ein Göttliches verweisen

"Die Reproduktionsmedien Film und Photographie bilden das fortgeschrittenste Stadium in einem geschichtlichen Prozess ästhetischer Rationalisierung, einer Entzauberung der Kunst, die Benjamin als „Zertrümmerung der Aura” beschreibt. Die autonome, bürgerliche Kunst begreift er als eine Form „kultischer” bzw. ideologischer Kunst, in der sich das Bürgertum selbst feiert und inszeniert. Die Kunstwerke des bürgerlichen Zeitalters sind in ein „sonderbares Gespinst aus Raum und Zeit” gehüllt, der den Rezipienten auf Distanz hält und zu einer kontemplativen Haltung gegenüber dem Werk nötigt. Der Inbegriff dieser Distanz ist die „Aura”, die „einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag”. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist es möglich, Kunstwerke beliebig technisch zu vervielfältigen. Dieser Vervielfältigungsprozess zerstört die Aura und ist unabdingbar, weil der Mensch in der modernen Großstadt keiner kontemplativen Wahrnehmung mehr fähig sei. Das Hier und Jetzt des autonomen Kunstwerks weicht einem Überall und Immer der Reproduktion. Von dieser These Benjamins zeigen sich eine Reihe postmoderner Kulturphilosophen wie Paul Virilio, Jean Baudrillard und Jacques Derrida stark beeinflusst." (Microsoft® Encarta® Professional 2002. © 1993-2001 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.)

(Die Frage danach, wann ein Mensch eine "Aura" hat, soll hier nicht Gegenstand der Untersuchung sein. Das ist ein Phänomen, das der Realität zugeschrieben wird.)


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