Warum Semiotik?

In der Zeit der kritischen Theorie und dem Aufkommen der Diskussion um die Inhalte von Kunst im Zuge der 68er Bewegung wurde insbesondere in München und in Nürnberg der Versuch unternommen, mit dem Werkzeug der Semiotik gesellschaftskritische Inhalte zu erarbeiten. Gegenstand dieser Untersuchungen war insbesondere die Bildproduktion der Werbeindustrie. Coca-Cola Werbung, Marlboro- und Waschmittelwerbung wurde ideologiekritisch untersucht. 

Auf der einen Seite gab es für uns Kunststudenten die traditionelle Kunstgeschichtsvorlesungen (Die Prüfung bestand dann darin, dass der Professor aus seiner Postkartensammlung wahllos 10 Postkarten ziehen ließ, und wenn man die stilistisch und namentlich richtig zuordnen konnte, hatte man die Prüfung bestanden...), auf der anderen Seite diese ungeheuer spannende, vielversprechende Theorie, die dazu geeignet schien, das Phänomen 'Bild' radikal erfassen zu können. Auf der Seite der Praxis gab es das "Malverbot", da Kunst sowieso bürgerliche Scheiße sei, und wir bewegten uns deswegen (abgesehen von denen, die eine große revolutionäre Klappe hatten, und dann doch 'heimlich' weitermalten, und dann irgendwann z.B. in Bremen Professor wurden...) in Richtung der damals neuen Medien, allen voran das Video, das geeignet erschien, die neu entwickelten Darstellungsformen im Sinne des vermeintlich entbrannten Klassenkampfes zu nutzen. 

Die Semiotik war hierfür das Werkzeug, mit dem man bereit war, alles auszuhebeln...

zurück